Freitag, 18. April 2008

unschön

Buenos Aires - Stadt der guten Luft, zumindest dem Namen nach. In diesen Tagen hängt eine graue Rauchglocke über der Stadt. Eigentlich wäre blauer Himmel, wir haben ja auch sommerliche Temperaturen (im T-Shirt rumlaufen!! jippiie!) - aber die Sonne ist verhängt.
Einige sehen dahinter einen Anschlag der Bauern auf die Städter - seit mehreren Monaten herrschen hier starke Konflikte zwischen Land (Campo) und Stadt, bzw. der Regierung, personifiziert durch die Präsidentin Cristina Kirchner.
Diese erhöhte die Steuern, die die großen Sojabauern (keiner isst Soja hier, das geht alles nach Asien - und es steckt viel Geld dahinter) zahlen müssen. Die wollen nicht weniger Geld verdienen und blockierten die gesamte Lebensmittelzufuhr vom Land in die großen Städte. Vor ein bis zwei Wochen gab es hier keine Milch, kein Brot, kein Fleisch - auch die Auslandsbelieferungen stockten - in Deutschland gibt es auch gerade kein argentinisches Steak. Die größten Verluste machten dabei natürlich die kleinen Händler, und alle Bewohner der Städte. Bis heute sind die Preise viel höher als vor der Blockade. Und alles nur, damit die Großverdiener nicht ein bisschen ärmer werden...
Noch ein wichtiges Detail: die reiche Bevölkerung in Buenos Aires und die großen Medien unterstützen die Großbauern - und machen daraus einen politschen Akt, am liebsten sähen sie die Präsidentin entmachtet...


Was hat das jetzt mit dem Rauch zu tun? Offiziell nichts. Die Bauern zünden in vielen Gebieten nördlich von Buenos Aires ihre Felder an, um besseren Boden zu gewinnen. Die Präsidentin geht jetzt dagegen und will diese Maßnahmen als fahrlässig und gesundheitsschädigend bestrafen. In Buenos Aires wurden aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse viele Autobahnen gesperrt, der Bus- und der Flugverkehr sind blockiert und die Bevölkerung wurde angehalten, keinen Sport im Freien zu betreiben.
Und im Internet gehen die Diskussionen los - "niemals habe ich so etwas erlebt!" - "ist das ein Anschlag?" - "Cristina ist schuld!" - und alle hoffen, dass in ein paar Tagen der Himmel wieder sichtbar und das Atmen wieder möglich ist.

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